ETG Lindenwiese

Initiator Josef Weibel

Nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung in Hohenheim verbrachte Josef Weibel, Sohn des Bürgermeisters von Billafingen, einige Zeit in Frankreich und der Schweiz. Dort fand er Kontakt zu Taufgesinnten aus der Bewegung von Samuel Heinrich Fröhlich und brachte deren Glauben 1842 in sein Heimatdorf Billafingen mit. Durch ihn fanden weitere Dorfmitglieder zum Glauben an Jesus Christus und ließen sich taufen.

Die erste Keimzelle

Unter ihnen entwickelte sein Vetter Franz Anton Fuchs eine tiefere Beziehung zu Josef Weibel. Beide Männer waren von der katholischen Kirche enttäuscht, da sie auf der Seite der Mächtigen stand und die armen Bauern deshalb genauso ausbeutete und unterdrückte wie die weltlichen Herren.

So dauerte es nicht lange, bis Josef Weibel regelmäßig mit seiner großen schwarzen Bibel auf den „Fuchshof“ nach Waldsteig marschierte und die beiden Männer im Roßstall die Bibel studierten. Von einer ängstlichen Magd ist die Anekdote überliefert, dass sie die Bäuerin gewarnt haben soll: „Der Weibel sei mit seinem schwarzen Hexenbuch mit dem Bauer im Roßstall und wolle ihn verzaubern“, worauf die Bäuerin geantwortet habe, daß der Bauer schon wisse, was er täte.

Pilgerfahrten nach Stein am Rhein

Bald darauf wanderten die beiden sonntags gemeinsam mit anderen Billafingern zum Gottesdienst nach Stein am Rhein. Seiner Frau erzählte Fuchs nichts davon, sie bemerkte aber eine positive Veränderung in seiner Persönlichkeit. Der sonst so temperamentvolle Mensch, an dem die 12 Jahre Soldatenzeit ihre Spuren hinterlassen hatten, war überraschend freundlich und nett zu ihr.

Offensichtlich konnte er also nicht vom Wirtshaus kommen und so fasste sie sich eines Tages ein Herz und fragte ihn, wo er denn sonntags hinginge. Daraufhin lud er sie ein, am nächsten Sonntag einfach mitzukommen. Von diesem Zeitpunkt an pilgerten er und seine Frau regelmäßig zu Fuß nach Stein am Rhein.

Die Anfänge der Stubenversammlungen

In der Zeit von 1856-1860 wurden im Haus von Weibel Gottesdienste abgehalten, wobei schweizerische Brüder predigten. Im Jahr 1858 verlegte Weibel seinen Hof zu seinen Gütern und baute als Neutäufer ein schönes Anwesen nach schweizer Art, den „Unterfrickhof“. Bereits von Anfang an, war er als Versammlungsort geplant. Einige Gästezimmer waren für auswärtige Lehrbrüder bei Übernachtungen bestimmt.